Das ist die Box-Sensation des Jahres: Im Dezember steigt Jonny „The Bull“ Keta wieder in den Boxring. „Ich will zeigen, dass man mit hartem Willen, Disziplin und einem starken Charakter alles erreichen kann“, sagt „The Bull“.
Er war einst persönlicher Bodyguard der Staatsoberhäupter Albaniens, nach seinem deutschen Start im Kampfsport sammelte Jonny Keta unzählige Meistertitel: 2000 wurde „The Bull“ Deutscher Meister in Kickboxen, 2001 Vize-Weltmeister im Thaiboxen, seit 2002 besitzt er die Profi-Lizenz. Aber eigentlich verschrieb er sich vor sechs Jahren dem Training der Nachwuchssportler mit der Gründung einer eigenen Thai- und Kickbox-Schule in München. Und eigentlich sollte die Reise nach Thailand lediglich dem Training dienen, „um fit zu werden und vor allem Neues für meine Leute zu lernen“, sagt Jonny Keta.
Doch dann kam es ganz anders: Nach der ersten Trainingswoche riet sein thailändischer Trainer, er solle wieder in den Ring steigen – nach vier Jahren Kampfpause und in einer neuen Gewichtsklasse. Sein erster thailändischer Gegner wies über 200 Kämpfe auf seinem Boxkonto auf. Mit neuem Kampfstil gewann „The Bull“ nach harten Runden den Fight nach Punkten. Trotz seines spektakulären Erfolgs kritisierte sich Keta nach dem Kampf am meisten: „Ich war zu konzentriert nach dieser jahrelangen Kampfpause und vergaß so zu fighten wie früher.“ Der Ehrgeiz packte Keta und er trainierte noch härter trotz der Verletzungen vom Kampf. Er wollte noch einmal in Thailand in den Ring steigen und dieses Mal den Kampfgeist nicht vergessen mitzunehmen.
Bereits eine Woche später war es soweit und der nächste Kampf stand bevor. Der zweite Gegner war stärker als der erste. Aber dieses Mal konzentrierte sich Keta auf seine Technik und zeigte gleichzeitig seinen gewohnten Kampfgeist – Das Comeback von „The Bull“. Durch Knockout bereits nach einer Minute gewann Keta diesen zweiten Kampf. „Ich war total glücklich und der Star des Abends“, sagt Keta. „Das thailändische Publikum war absolut fair und die deutschen Touristen freuten sich für mich, weil ich für Deutschland angetreten bin.“ Trotzdem war es nicht genug für Keta. „Vielleicht hatte der Gegner nur einen schlechten Tag“, dachte er, „weil mein erster Kampf auch nicht so gut gelaufen ist.“ Also entschloss er sich, noch einmal anzutreten.
Nach einer kurzen Entspannungsphase am Strand von Koh Samui, bei der er „nur“ ein Mal am Tag trainierte, wollte Keta es sich selbst noch einmal beweisen. Dank des Kontaktes zum WMC Welt Verband, organisierten die Promoter vor Ort einen Kampf für Keta unter dem Titel „Das große Comeback von Jonny Keta aus Deutschland“. Die Freude über den Kampf wurde etwas getrübt, denn Keta hatte sich in den beiden Kämpfen zuvor am linken Schienbein und den Rippen verletzt und war durch zwei Wochen hartes Training und die ungewohnten Klimaanlagen gesundheitlich angeschlagen. „Aber dieser Kampf war mein letztes Ziel in Thailand“, so Keta.
Nur sieben Tage nach dem letzten Kampf, trat Keta seinem scheinbar jungen Gegner im Ring gegenüber. „Zuerst hatte ich keine Lust zu kämpfen“, sagte Keta. „Es schien nicht fair zu sein, weil der Gegner so jung war und ich mag es nicht gegen schwächere Kämpfer zu gewinnen.“ Doch der Promoter lachte nur und sagte Keta, er müsse ihn überhaupt erst einmal besiegen und dann könnten sie noch einmal sprechen. Der Promoter sollte Recht behalten – Keta’s dritter Gegner war genauso groß und durchtrainiert wie er. „Dass er erfahren war, habe ich gleich in der ersten Runde bemerkt“, erinnert sich Keta. „The Bull“ machte entsprechend von Beginn an viel Druck durch harte Kombinationen und gewann die erste Runde für sich. Ihm war klar, dass er in der zweiten Runde noch härter kämpfen muss, um seinen Gegner zu besiegen. „Ich habe an mein Ziel gedacht und an meinen Bruder Mike Keta, wie hart er im Ring kämpft seit er Profiboxer ist“, sagt er. Dann der Schock: Kurz nach Beginn der zweiten Runde wurde Keta mit dem Ellenbogen am Kopf getroffen – ein Cut der nach dem Kampf mit vier Stichen genäht werden musste. „Ich war total sauer und dachte, dass der Kampfrichter den Fight abbricht“, erinnert sich Keta. „Doch er fragte nur, ob alles in Ordnung ist und ich sagte, dass es mir super geht und ich kämpfen will.“ Blutüberströmt kämpfte „The Bull“ weiter. Erst traf er mit harten Box-Kombinationen seinen Gegner und schließlich mit dem Ellenbogen – und der stand nicht wieder auf. „Nach diesem Kampf habe ich mich wirklich wie ein Sieger gefühlt“, sagt Keta. Mit starkem Willen, Disziplin und Stolz kann man im Leben alles erreichen – und genau das möchte er vor allem seinen jungen Schülern beim Training in München vermitteln.
Im Dezember will „The Bull“ erneut in den Ring – dieses Mal in Holland.